Längst sind anhaltende Trockenperioden und Sommer mit starker Hitze ein Thema, das nicht nur südliche Länder betrifft. Die Folgen reichen von Ernteausfällen über erhöhte Waldbrandgefahr bis hin zu gesundheitlicher Belastung. Gerade was Städte und Gemeinden betrifft, ist ein Umdenken erforderlich, um effektiv gegen die Folgen von Trockenheit und Hitze vorzugehen. Gewerbliche Anlagen können mit gutem Beispiel vorangehen und mit diesen 10 gezielten Maßnahmen für ein besseres (Arbeits-)Klima sorgen.
1. Klimaresistente Bäume
Bäume sind ein wahres Multitalent im Kampf gegen die steigende Erderwärmung. Sie verbessern nicht nur die Luftqualität, indem sie CO2 binden und Sauerstoff produzieren, sondern dienen auch als natürliche Schattenspender und Sonnenschutz. Bei hohen Temperaturen leisten Bäume vor Gebäuden einen wichtigen Beitrag zum Hitzeschutz an Arbeitsstätten. Für Unternehmen, die Außenanlagen nach ESG-Kriterien schaffen möchten, sind Bäume unverzichtbar und ihre CO2-Bindungskapazität sogar dokumentierbar. Doch nicht alle Arten kommen mit starker Sonneneinstrahlung und Trockenheit zurecht. Als besonders hitzeresistent gelten Feldahorn, Gleditschie und Baumhasel sowie Hopfenbuche. Bäume im urbanen Raum und in Gewerbegebieten müssen meist auch tolerieren, dass sie von einem versiegelten Untergrund umgeben sind, der ihnen nur wenig Platz für das Wurzelwerk zur Verfügung stellt.
Ausreichend Raum für die Wurzeln ist jedoch wichtig, damit die Bäume stabil und gesund wachsen und ihre Funktion als Schattenspender erfüllen können. Bei der Planung von Baumpflanzungen müssen die Pflanzgruben deshalb auch in Gewerbeanlagen mindestens 12 m3 groß sein. Zudem ist eine gute Bodenqualität sicherzustellen, da ein Mangel an Nährstoffen Wurzelstress begünstigt. Der Boden sollte gut durchlüftet sein und Wasser speichern – dafür gibt es spezielle Baumsubstrate. Sind diese Bedingungen nicht erfüllt, lohnt es sich, über eine gezielte Bodenverbesserung nachzudenken. Aber auch Rigolensysteme, Belüftungsrohre und automatische Bewässerungssysteme können – insbesondere in unmittelbarer Nähe zur Straße oder bei versiegeltem Untergrund – die Sauerstoff- und Wasserversorgung der Wurzeln sicherstellen.

2. Entsiegelung von Grauflächen
Ein möglichst geringer Anteil an versiegelter Fläche in gewerblichen Außenanlagen kommt nicht nur den Bäumen entgegen. Bodenbeläge wie Asphalt und fugenloser Beton heizen schnell auf, da sie Wärme speichern und Wasser nicht versickern lassen. Eine Maßnahme zur Reduzierung von Hitze und Trockenheit ist deshalb, gewerbliche Außenanlagen weitestgehend zu entsiegeln. Mögliche Lösungen sind, je nach Funktion der Fläche, die Schaffung von Grünflächen, die Integration von Rasengittersteinen, Schotterrasen oder Ökopflaster.
Auf diese Weise wird die Außentemperatur in der unmittelbaren Umgebung nicht unnötig aufgeheizt und Regenwasser kann vermehrt in den Boden einsickern. Das entlastet gleichzeitig die örtliche Kanalisation und sorgt bei – durch den Klimawandel ebenfalls immer häufiger auftauchenden – Wetterextremen mit starken Regenfällen dafür, dass mehr Wasser abfließen kann. Möglicherweise lassen sich durch entsiegelte Flächen sogar Abwassergebüren sparen. Zwar gestaltet sich die Grauflächenpflege weniger aufwändig als die Grünflächenunterhaltung, doch die positiven Auswirkungen auf die Lufttemperatur und das Wassermanagement wiegen weitaus mehr – zumal auch Grünflächen pflegeleicht gestaltet werden können.

3. Naturnahe Grünflächen statt Rasen
Rasenfläche ist selbstverständlich ein besserer Hitzeschutz als Beton, doch gerade Unternehmen, die robuste und pflegeleichte Grünflächen in ihrem Außengelände planen, sollten hier noch weiter denken. Denn gewöhnlicher Rasen ist ziemlich hitzeempfindlich, trocknet schnell aus oder verbrennt bei länger andauernden Trockenphasen. Die Anforderungen einer regelmäßigen und korrekt durchzuführenden Wässerung, Rasenpflege sowie bei Bedarf einem Nachsäen macht ihn pflegeintensiv.
Deutlich pflegeleichter und hitzeresistenter sind z.B. heimische Wildstauden, die in Form von extensiven Blühflächen und Blühstreifen leicht in gewerbliche Außenanlagen integriert werden können und den Aufwand verringern, die Artenvielfalt erhöhen sowie den Außenbereich aufwerten. Indem Blühpflanzen den Arbeitsplatz optisch attraktiver machen, können sie sogar zu einer verbesserten Leistungsfähigkeit und verbesserten Gesundheit beitragen. Abhängig von den vorhandenen Platzverhältnissen ist auch eine Fläche für eine größere Blumenwiese möglich. Zu empfehlen ist die Kombination verschiedener Arten wie Flockenblume, Wiesensalbei, Natternkopf oder Margerite nach dem Prinzip der Mischpflanzung. Der Schnitt begrenzt sich auf ein- bis zweimal im Jahr und Düngung sowie Wässerung entfallen oft sogar komplett.
Eine weitere wichtige Funktion von Blühpflanzen ist, dass sich damit insektenfreundliche Grünflächen anlegen lassen, die Bienen, Käfern, Schmetterlingen und anderen Insekten sowie Kleintieren und Vögeln Nahrung und Lebensraum bieten. Unternehmen können so einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Biodiversität leisten.

4. Systeme zur Regenwasserrückaltung
Eine starke Dehydrierung des Bodens führt dazu, dass bei Starkregenereignissen das Wasser kaum in tiefere Bodenschichten durchdringt und es zu Überflutungen kommen kann. Unternehmen können Systeme zur Regenwasserrückhaltung installieren, die dafür sorgen, dass Regenwasser oberflächennah versickert, gespeichert und kontrolliert in den Boden abgegeben wird.
Zu den gängigsten Lösungen gehören mit Rasen oder tiefwurzelnden Stauden bepflanzte Mulden. Alternativ können die Vertiefungen auch mit Kiessubstrat ausgelegt werden, das für eine gute Versickerung und Verdunstung sorgt. Dasselbe Prinzip funktioniert auch unterirdisch und wird als Rigole bezeichnet. Dabei handelt es sich um einen von Geotextil umgebenen Raum, der mit Kies gefüllt ist, überschüssiges Wasser eine gewisse Zeitlang speichert und langsam abgibt. Um den Boden nicht zu sehr aufzuweichen, kann ein zusätzliches Drainagesystem sinnvoll sein.

5. Regenwassernutzung
Gerade, weil anhaltende Trockenphasen immer häufiger auftreten, erweisen sich unterirdische Zisternen zur Bewässerung unternehmensinterner Flächen als effektive Lösung. Sie lassen sich gut mit automatischen Bewässerungssystemen sowie der vorhandenen Gebäudetechnik kombinieren und helfen dabei, Wasser als wichtige Ressource zu schonen. Die Speicherkapazität solcher Zisternen liegt dabei in der Regel zwischen 5 und 20 m3.
Mit der gezielten Regenwassernutzung schaffen Unternehmen eine weiter Option, ESG-Kriterien umzusetzen und die Umwelt zu unterstützen.

6. Dach- und Fassadenbegrünung
Wenn heiße Sommertage die Temperaturen in den Räumlichkeiten von Unternehmen steigen lassen, können die Arbeitsbedingungen schnell unzumutbar und Schutzmaßnahmen notwendig werden. Durch Sonnenschutzvorrichtungen und Klimaanlagen ist eine angenehm kühle Raumtemperatur sichergestellt. Damit die Hitze von außen jedoch erst gar nicht bzw. nicht so stark eindringt, stellen begrünte Fassaden und Dächer eine wirksame Lösung dar. Die vielerorts förderfähige Fassadenbepflanzung hat den Vorteil, dass im Winter ein isolierender Effekt entsteht, der die Auskühlung von Räumen verhindert. Vertikale Gärten sind zudem ein hervorragendes gestalterisches Element für Außenbereiche.
Auch extensive und intensive Dachbegrünung bewirken eine kühlere Raumlufttemperatur und tragen zu einem verbesserten Mikroklima bei. Auf begehbaren Flachdächern mit intensiver Bepflanzung lassen sich gemütliche Gemeinschaftsflächen einrichten, die den Beschäftigten als sozialer Treffpunkt und grüne Oase in Pausenzeiten und nach der Arbeit dienen.

7. Schattenbereiche
Allgemein sollten gewerbliche Außenanlagen viele Schattenplätze aufweisen – sei es durch Bäume, Laubengänge, Pergolen, Sonnensegel oder überdachte Sitzbereiche. Mit berankten Gerüsten oder schattenspendenden Sichtschutzlösungen entstehen außerdem strukturale Gestaltungselemente, die das Außengelände aufwerten. Sonnenbrand und UV-Strahlung sind so in der Mittagspause kein Thema, und in Kombination mit bequemen Sitzgelegenheiten wird der Zusammenhalt von Mitarbeitern gestärkt.
Auch Parkplätze können beschattet werden – z.B. mit bepflanzten Dächern, die durch zusätzliche Verdunstung zur Kühlung beitragen.

8. Angepasste Pflegekonzepte
Wenn sich Außenbereiche im Hinblick auf klimatische Prozesse verändern, müssen Pflegekonzepte entsprechend angepasst werden. Denn oft basieren sie auf gleichmäßigen Witterungsverhältnissen ohne große Schwankungen sowie auf einer uneingeschränkten Wasserverfügbarkeit. Wettextreme sowie die Schonung von Ressourcen spielen hier eine große Rolle.
Die Bepflanzung sollte deshalb nicht zu jeder Saison wechseln, sondern ganz- oder mehrjährig bestehen bleiben können, z.B. durch Stauden und immergrüne Bäume und Gehölze. Der Einsatz von Rindenmulch verringert den Bedarf an Wasser und auf vielen Flächen kann eine Gründüngung angewendet werden. Robuste Blühflächen müssen außerdem nur zweimal im Jahr gemäht werden, sodass insgesamt auch weniger Aufwand und Kosten für die Pflege anfallen.

9. Hitzeresistente Materialien und Konstruktionen
Das Klima in gewerblichen Außenanlagen wird maßgeblich durch Bausubstanzen und Materialien mitbestimmt, denn sie können sich aufheizen – glatte, dunkle Oberflächen sogar bis zu 70 °C. Damit nicht unnötig noch mehr Hitze entsteht, gilt es, solche Materialien und Beläge zu wählen, die das Sonnenlicht reflektieren, dadurch weniger Wärme aufnehmen und folglich auch weniger Hitze an die Umgebung abgeben.
Als Orientierung dient hier der sogenannte Albedo-Wert, der aussagt, wie stark Oberflächen Sonnenlicht reflektieren – je höher, desto besser, denn ein niedriger Wert bedeutet, dass mehr Wärme aufgenommen wird. Als besonders vorteilhaft erweisen sich heller Naturstein wie Kalk, heller Beton und weißer Kies. Wenn eine Entscheidung zwischen Holz und Metall getroffen werden muss – z.B. für Geländer oder Sitzgelegenheiten -, sollte bedacht werden, dass letzteres bei Sonneneinstrahlung schnell heiß werden kann. Wer aus Designgründen auf Holz verzichten möchte, findet in recyceltem Kunststoff eine gestalterisch vielseitige Alternative.
Darüber hinaus spielen die Struktureigenschaften von Oberflächen eine Rolle: Glatte Beläge speichern mehr Wärme, führen also zu mehr Hitze, wohingegen raue, porige Oberflächen eine geringere Wärmespeicherkapazität aufweisen.

10. Kommunikation und Zertifizierungen
Unternehmen sollten Maßnahmen gegen Hitze und die Folgen des Klimawandels nicht nur planen und umsetzen, sondern auch öffentlichkeitswirksam kommunizieren. Dies setzt ein Zeichen, formt das Image, dient als Grundlage für Zertifizierungen und Förderprogramme wie CSRD und ESG und ermutigt andere Unternehmen, mitzuziehen.
Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, die Maßnahmen von der Planung bis hin zur Umsetzung und darüber hinaus zu dokumentieren und die Ergebnisse in Nachhaltigkeits- oder Klimaberichten zu veröffentlichen. Infotafeln – z.B. vor Blühflächen -, Aktionstage mit der Belegschaft oder benachbarten Unternehmen, Tage der offenen Tür und die entsprechende Präsentation auf der Unternehmens-Website sowie Social Media Kanälen stellen effektive Kommunikationswege dar.
